Art UNfair

Der Staat muss auch in seinen privatwirtschaftlichen Aktionsfeldern dafür zu sorgen, dass Grundrechte und Gesetze eingehalten werden.

Endlich ist auch dieser Skandal „oben“ angekommen, bei den Salzburger Festspielen: Nicht die privilegierte Finanzierung durch ein eigenes Bundesgesetz, nicht korrupte Manager/innen, die sich an den Geldflüssen bedienen. Nein, es handelt sich um einen sonst durchaus geläufigen Skandal: Die miserable Bezahlung und die skandalös schlechten Arbeitsbedingungen der Künstler/innen:

Unbezahlte, verpflichtende Probenarbeit, zu viele Vorstellungen in zu kurzer Zeit. Die sympathische Mezzospranistin Elisabeth Kulman hat den Mut aufgebracht, die Inhumanität hinter dem schönen Schein der Festspielwelt ans Licht zu bringen.

Andernorts kämpfen Künstler/innen und Kulturschaffende seit Jahrzehnten um faire Bezahlung und  akzeptable Arbeitsbedingungen. Illustre und hoch geförderte Festivals wie die Wiener Festwochen haben seit Jahren einen üblen Ruf als Preisdrücker in der Szene.

Da zeigt sich ein Phänomen, das leider nicht auf die Kultur beschränkt ist: während die Gagen von  Managern in schwindelnde Höhen steigen, werden die Kreativen, die Wissensarbeiter/innen mit mickrigsten Honoraren abgespeist, die keinen Lebensunterhalt gewährleisten. Kaum anders ist das beim ORF oder an den Universitäten.

Wen trifft schuld an der Misere?

Den „freien“ Markt, auf dem immer schon jene unfrei waren, die „nur“ ihre Arbeit zu Markte tragen können?
Die Künstler/innen, die das mit sich machen lassen?
Oder ist der Staat1 als wichtigster Financier der Skandal-Festspiele hauptverantwortlich für die ausbeuterischen Verhältnisse?

Im Bereich der freien Kulturszene scheinen gerade erste Früchte der Fair Pay-Kampagne und der veröffentlichten Richtgagen von IG Kultur und IG Freie Theaterarbeit zu reifen. Beiräte fordern mehr und mehr von eingereichten Projekten, dass Arbeit fair bezahlt wird. Einzelne Gebietskörperschaften bemühen sich um wertgesicherte Beiträge. Doch insgesamt ist der Weg zu fairen Arbeitsverhältnissen in der Kulturbranche noch weit.

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