Rolls Royce Museum: SPÖ und FPÖ drehen um

Nachdem SPÖ und FPÖ jahrzehntelang die „Steuergeldverschwendung an das Rolls Royce Museum“ gegeißelt haben und verlangten, „dem endlich ein Ende zu setzen“ (Zitat Gebhard Greber Budgetrede für 2015) beantragen beide nun plötzlich eine Arbeitsgruppe, deren Aufgabe es sein soll, die Höhe der Förderung festzulegen und das gleich mit einem „mittelfristigen Vertrag“.

Der einstimmige Beschluss des Stadtrats vom Juli 1997 lautete, für die Einrichtung des Rolls Royce Museums ein von der Stadt Dornbirn zu bedienendes Darlehen in der Höhe von 436.047 (damals 6 Millionen ATS) aufzunehmen und für die ersten drei Betriebsjahre auch die Miete von 1,45 Euro pro Quadratmeter zu finanzieren (damals 20 ATS).

Doch ÖVP und FPÖ beschlossen im November 1997 gegen die Stimmen der Grünen und der SPÖ die Übernahme weiterer Mietkosten und der Kosten der Gebäudesanierung.

Damals wäre es wichtig gewesen, ein Modell zu entwickeln, das den Ausstieg der Stadt aus der Förderung über einen bestimmten Zeitraum zum Ziel gehabt hätte oder zumindest eine kräftige Reduktion der Förderung. Nach den vereinbarten Spielregeln jedoch hatte der Betreiber des Museums kein Interesse an einer kostendeckenden Betriebsführung. Hätte er einen Bilanzgewinn erwirtschaftet, hätte ihm das nicht geholfen. So verließ er sich lieber auf die öffentliche Förderung.

Die ÖVP beschloss nach Auslaufen der Vereinbarung im Jahr 2014 im Gegensatz dazu eine Fortsetzung der Förderung in der Höhe von 130.000 Euro, die seit 2013 zur Hälfte vom Land bezahlt wird. Man hatte es weder für notwendig befunden, die Höhe der Miete zu verhandeln noch den Moment zu nutzen, als man das Gebäude möglicherweise hätte kaufen können. Obschon das Rolls Royce Museum 2014 stolz auf eine Subvention von (nur) 2,60 Euro pro Besucher verwies, war auch das für die ÖVP kein Anlass, eine angemessene, mit anderen Einrichtungen vergleichbare Förderung zu verhandeln. Erst der Verlust der absoluten Mehrheit der ÖVP in der Stadtvertretung brachte Bewegung in die Sache.

Zweifellos hat sich das Rolls Royce Museum zu einer touristischen Attraktion für Dornbirn entwickelt, die von den Rolls Royce Eigentümern Vonier auch durch gute Öffentlichkeitsarbeit unterstützt wurde. Dafür haben über viele Jahre zwischen drei und vier Familienmitglieder Gehälter über das Rolls Royce Museum bezogen, während in der Öffentlichkeit stets auf großes ehrenamtliches Engagement verwiesen wurde.

Die von Seiten der Familie Vonier vollmundig erklärten ökonomischen Wirkungen (die Hälfte der Tourist/innen, die Dornbirn besuchten, kämen ausschließlich wegen des Rolls Royce Museums nach Dornbirn, die Umwegrentabilität betrage 312.500 Euro) sind durch nichts belegt und treffen auch nicht zu.

Dass die Stadt 1997, nachdem etliche Textilfabriken aufgeben mussten und niemand genau wusste, wie sich der Strukturwandel auswirken würde, sich dafür engagierte, ein Industrieareal zu beleben, ist für die Grünen damals wie heute nachvollziehbar.

Nicht nachvollziehbar ist das Festhalten an einer Förderhöhe, die nicht notwendig ist. Es spricht nichts gegen eine gute Betreuung des Rolls Royce Museums in werblicher Hinsicht und mit touristischen „Packages“ durch das Stadtmarketing. Auch eine bescheidene Förderung ist denkbar, obschon wir Grüne überzeugt sind, dass das Museum kostendeckend zu führen ist.

Nicht nachvollziehbar ist, dass Tourismusstadtrat Guntram Mäser Schulklassen ins Rolls Royce Museum schicken will. Wozu denn das?? Wozu müssen Kinder mit dem Besuch eines Automobilmuseums zwangsbeglückt werden? Um die Besuchszahlen zu pushen?

Nicht nachvollziehbar ist vor allem der Schwenk, den SPÖ und FPÖ nunmehr vollzogen haben. Die FPÖ begnügt sich damit, dass ein Rolls Royce vom Familienbesitz in die Rolls Royce GmbH wechselt, die ebenfalls der Familie Vonier gehört, damit sie sich für die Förderung erwärmt. In der Budgetrede für 2015 sprach Walter Schönbeck im Zusammenhang mit dem Rolls Royce Museum noch von „Fehlentwicklungen im Umgang mit Steuergeld“ und forderte eine Änderung ein.
Die SPÖ, die über Jahrzehnte so lautstark die „Beendigung der Steuerverschwendung“ forderte, sucht jetzt den Notausgang, um einer Förderung zustimmen zu können.

Mit anderen Einrichtungen wird weniger großzügig umgegangen. Hier ein Vergleich:

- Flatzmuseum: Wolfgang Flatz hat dafür, dass die Stadt sieben Jahre seine Werke ausstellt, ihr seine Werke auch übereignet.

- Impuls Straßentheaterfestival: Für die Beendigung des publikumsstarken Impuls Festivals, das künstlerisch allerhöchste Qualität bot, genügten Unstimmigkeiten der Kulturabteilung mit dem Betreiber des Festivals. Die Förderung betrug knapp 33.000 Euro und ermöglichte ein äußerst niederschwelliges Kulturangebot, das alle Altersgruppen anzog und für Kulturaffine ebenso spannend war wie für Zufallsbesucher/innen.

- Das Druckwerk, ebenfalls eine private Initiative mit einem industriellen Schwerpunkt ohne genuinen Dornbirn-Bezug, erhielt nur etwa 5.000 Euro an Förderungen im Jahr. Es war gerade in Bezug auf Schüler/innen, auch Berufsschüler/innen, eine wichtige Einrichtung, welche die Entwicklung einer zentralen Kulturtechnik vermittelte. Im Druckwerk wurden die Besucher/innen von tatsächlich ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen intensiv betreut wurden und konnten selber Satz und Druck mit den vorhandenen Setzkästen und Maschinen ausprobieren oder auch ganze Projekte realisieren. Es wurde von der Stadt einfach im Stich gelassen, als Unterstützung notwendig gewesen wäre. Man ließ es ohne Bedauern ziehen.

Eine Arbeitsgruppe Rolls Royce Museum wird sich, so ist zu hoffen, am musealen und touristischen Angebot der Stadt insgesamt orientieren und dabei auch künftige Projekte wie das Industriemuseum in die Überlegungen mit einbeziehen. Auch grobe Ungerechtigkeiten müssen beendet werden.

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