Der Arbeitskreis 7 "Creative Industries vs. Old Economy" beim Technologieforum Alpbach 09 wurde von vier ExpertInnen angeleitet, welche das Phänomen der Kreativität jeweils gemeinsam mit einem Künstler und den TeilnehmerInnen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachteten.
Peter A. Gloor hat sich mit dem Phänomen der Schwarmkreativität eingehend beschäftigt. COINs (Collaborative Innovation Networks) sind nichts anderes als ein Team selbst-motivierter Menschen, welche über das Internet an einer gemeinsamen Aufgabe werken. Hierzu benötigt es eine Persönlichkeit, welche die Richtung vorgibt, quasi eine Bienenkönigin als Meritokratin und ein dutzend williger Gefolgsleute, die wiederum in ihrem Umfeld Menschen aktivieren. Gemeinsam bilden sie ein CKN, ein Collbaorative Knowledge Network, das eine enorme Innovationskraft besitzt und mit wenig Ressourcen auskommt.
Die konkrete Aufgabe in Alpbach war, einen Prototyp für einen Schwarm zu basteln. Ich hatte vorgeschlagen, zum Thema Klimawandel Elemente zu gestalten, welche Leute aktivieren könnten, ihr persönliches Handeln so umzustellen, dass sie sich Richtung 2000 Watt Gesellschaft bewegen. In nur einer Stunde entstanden 30 Teile aus Karton und Klebstreifen, die den Weg symbolisieren: von einem Niedrigenergiehaus mit Garten, über Tafeln mit Handlungsanleitungen wie "Sprich mit Deinem Nachbar" bis hin zur Biene, die den Schwarm anführt.
In einem Punkt stimme ich mit Peter A. Gloor nicht überein. Er meint, dass die Leitfiguren Meritokraten sein müssen, also Menschen sind, die aufgrund ihrer Leistung und Intelligenz eine Führungsposition zugeschrieben bekommen. Leistung ist aber immer auch ein Ergebnis sozialer Zuschreibungsprozesse, die in der Wissenschaft und anderen Bereichen des sozialen Lebens dazu führen, dass Frauen weitaus geringere Karrierechancen haben als Männer. Besonders gut sichtbar wird dies im Umfeld der Open Source Software, wo das Prinzip der Schwarmkreativität ein wichtiges Innovationsprinzip ist, jedoch offenbar die Anerkennung der Leistung auch von einer Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht bestimmt ist. Mir gefällt es daher besser, wenn die Leitfigur prinzipiell transparent agiert und demokratisch legitimiert ist.